Über diesen Sommer …

160730_KurzeHosen

Manchmal lege ich mir Bilder für das kommende Jahr sozusagen, auch wenn das Sprachbild nicht stimmt, auf Halde. Dieses wäre so eines gewesen. Ich hätte es im Mai 2017 aus der Tasche gezogen und allen Herren entgegengehalten, die meinen, sie erfreuten das Stadtbild mit ihren Stampfern – und da ist es einerlei, ob die in weißen, roten oder gar keinen Socken, in Turnschuhen, Wandersandalen, Birkenstocks stecken. Kurze Hosen bei Herren finde ich unpassend, es sei denn für den Garten oder das Haus, wenn es sehr warm ist. Aber eben nicht in einer wie auch immer gearteten Öffentlichkeit.

Ich habe einmal gesehen, wie das Personal eines wirklich sehr, sehr, sehr noblen Hotel-Restaurants ein gut angezogenes Paar der Terrasse(!) verwiesen hat. Freundlich, auf Englisch, aber sehr bestimmt. Kurzfassung: Der Herr trug zwar keine kurzen Hosen, aber er meinte, dass Sportschuhe dem Anlass angemessen seien. Das Personal in Gestalt eines älteren Herrn im schwarzen Anzug gewann.

Im Sommer (dazu unten mehr) wünsche ich mir solche Kontrollen auch für die Innenstädte. War ein Scherz …

Nein, war keiner! In einigen Urlaubszentren des Mittelmeers hängen Schilder, auf denen man, piktogrammig dargestellt, nackte Oberkörper sieht. Die Bildchen zeigen einen dicken roten Strich über dem Oberkörper. Man will euch so nicht, bitte zieht euch an!, sagen sie. Und da sprechen wir nicht von kurzen Hosen bei Herren. Ich sag’s ja nur mal.

Aber wenn ihr Kurzbehosten an einem normalen Dienstagnachmittag, sagen wir mal, auf die Terrasse des Grandhotels Fasano am Gardasee wollt … könntet ihr nicht einen Moment nachdenken? Uppss, nein? Zum Nachdenken fehlt was, bitte?

Ich schweife ab. Ich habe dieses Bildchen heute (und nicht im Mai 2017) eingebracht, weil mich bei der Morgenlektüre ein Satz schockierte. Der ging so: Für die Zeit vom 11. bis zum 15. August zeigen weiterhin fast alle Wettermodell-Läufe deutlich unterkühltes Wetter mit Regenfällen und Schauern bei 15-20 Grad. Sicherlich können wir auf hochsommerliche Monster-Hitzewellen verzichten, aber deswegen muss es ja auch nicht gleich einen vorgezogenen Herbst geben. Vorgezogener Herbst, schreibt Wetterochs. Oh, mein Gott! Das stimmt trübe. Das sind keine guten Aussichten.

Und wie immer ziehe ich aus miesen Meldungen auch etwas Positives: Herbst, kurze Hose? Nix da. Im Herbst sind sie weg, die Anstands-Befreiten. Gott sei Dank!

Was hat das alles mit Sprache zu tun?, fragen Sie, während Sie von der kurzen in die lange Hose wechseln. Na, schauen Sie sich doch mal das Ausrufezeichen hinter den ersten beiden Wörtern an. Geht gar nicht. SchweißperlevonderStirnwisch, durchatme … Gut, da habe ich ja noch mal die Kurve gekriegt, von der allgemeinen Weh-Welt-Klage hin zum Generalthema dieses Tagebuchs.

Ihnen wünsche ich an diesem Vorherbst-Freitag dennoch ein feines Wochenende. Wenn Sie einen Sonnenstrahl erwischen, sagen Sie ihm einfach, er möge bleiben. Oder versuchen Sie es mit Goethe, das wird ihn beeindrucken, den Sonnenstrahl: »Werd ich zum Augenblicke sagen: / Verweile doch! Du bist so schön! / Dann magst du mich in Fesseln schlagen, / Dann will ich gern zugrunde gehn!«

Herrlich, oder?

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