Da sind sie wieder unterwegs, die Marketender*. Und sie sprühen Wörter über das Land, die keiner benötigt. Mode & Fashion ist so eines. Ist Mode nicht die Übersetzung von fashion? Und wenn das nicht der Fall sein sollte, was bitteschön ist dann der Unterschied?
Und überhaupt. Warum steht da ein Kaufmanns-Und zwischen den Begriffen? Weil es schick ist. Hört mal her, Ihr Deutschverbieger! Das Kaufmanns-Und sollte nur zwischen zwei Namen stehen, die eine Firma bezeichnen. Dick & Doof geht lediglich, wenn es eine GmbH ist oder eine AG. Reich & schön nur, wenn die auch eine Firmenadresse haben. Ist das klar? Was meint Ihr denn, warum das Zeichen überhaupt eingeführt wurde? Lösung (a) Damit Ihr etwas Schickes schlängeln könnt – oder Lösung (b) als differenzierendes Merkmal – oder Lösung (c) ist doch eh wurscht? Habe ich schon mal geschrieben und ist hier nachzulesen.
Weiter im Text. Dann muss ich den Satz lesen, in dem die Stars etwas geliehen bekommen, Designer-Roben in diesem Fall. Jeder bemerkt, dass diese Konstruktion unschön ist. Und ich schrie auch nicht auf, wenn Sie in einem Brief an die Ihre Tante Elfriede schrieben: Du, ich habe heute einen Porsche geliehen bekommen.
Aber dieses Fitzelchen Werbung von Clickandbuy geht an wahrscheinlich mehr als 10.000 Leser, und damit haben wir es mit einem (sehr unfeinen) Stück Massenkommunikation zu tun. Also bremse ich mal ein. Der Satzbestandteil … etwas geliehen bekommen … ist deshalb sprachlos so verhaltensauffällig, weil er den Versuch unternimmt, ein Passiv zu umgehen – und dennoch passivisch ist. Noch mieser ausgedrückt: … Hollywood-Stars ihre oftmals teuren Designer-Roben geliehen werden… Das ist eine dieser wirklich blöden passivischen Konstruktionen, denn man verzichtet auf die Nennung des Subjekts, des Täters. Dabei wäre es so leicht, in diesem Fall den Handelnden auszumachen und ihn auch zu nennen: Es sind die Firmen, die die Stars mit Geliehenem ausstatten. Diese Konstruktion, sagte der Duden, stünde den beiden normalen Passivbildungen, denen mit sein und werden am nächsten – der Duden nennt diese Konstruktion das Bekommen-Passiv. Und wir streichen das gleich mal aus unserem Wortschatz. Wenn es nicht wirklich um Menschen geht, die etwas erleiden, sollte man das Passiv generell nicht nutzen.
Übrigens(1) kam Nicky Hilton, jaja, die Schwester der französischen Hauptstadt, mit einem Sommerkleid von Topshop. Gut zu wissen, oder?
Übrigens(2) verstehe ich hier überhaupt nicht, warum man im Text auf Kleider von H&M hinweist, wo es doch augenscheinlich Werbung für C&A geht.
Übrigens(3) sind H&M und C&A wunderbare Beispiele dafür, wie man das Kaufmanns-Und richtig nutzt.
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Non scholae … Unterm Strich was fürs Leben
* Sie haben Recht. Ich benutze den Begriff Marketender hier falsch. Der Marketender hat immer auch die Konnotation Krieg. Ich darf das Herkunftswörterbuch des Duden zitieren: Die früher übliche Bezeichnung für den die Feldtruppe begleitenden Händler und Feldwirt, in deutschen Texten seit dem 16. Jahrhundert in sehr unterschiedlichen, schwankenden Lautformen bezeugt, ist eine soldatensprachliche Umformung von italienisch „mercatante“. Dies gehört zu „mercatare“, „Handel treiben“ … Ableitung: Marketenderin. Ich bleibe dennoch dabei. Die Marketingfachleute befinden sich im Krieg, da bin ich sicher. In dem um die eigene Karriere und Ihren Geldbeutel. Was meist identisch ist …