Wie man „fast“ besser fasst …

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Tragisch ist das, schrecklich, wie es meine Heimatzeitung, die Nürnberger Zeitung, gestern schrieb: Da seien bei einem Unfall auf einer Wasserrutsche einem jungen Mann fast zwei Zehen abgerissen worden. Fast.

Und der Leser staunt: Fast zwei Zehen? Also: 1,5 Zehen, 1,3 Zehen? 1,8 Zehen? Schmarrn! Entweder sind zwei Zehen abgerissen worden. Oder: Ihm sind beinahe zwei Zehen abgerissen – um ein Haar. Die Zehen sind dann nur an- und nicht abgerissen. Dann aber bitte auch im Konjunktiv: … ihm wären beinahe zwei Zehen abgerissen worden.

Besser erklären kann es der Duden; der erklärt fast so: kaum noch von einem bestimmten Zustand, Ergebnis, Ausmaß, einer Anzahl, Größe oder Ähnlichem entfernt; einer genannten Angabe ziemlich nahekommend; beinahe, nahezu. Also, einer genannten Größe ziemlich nahekommen, heißt es – also hier: einer genannten Gruppe von zwei Zehen. Geht nicht. Zeh ist Zeh, nicht annähernd Zeh, nicht Irgendwie-Zeh-Ab.

Halten wir dem Autor, Herrn Linstädt, zugute, dass er in Eile geschrieben hat. Er hätte das Adverb fast um zwei Positionen verrücken und einen Konjunktiv formulieren können : … zwei Zehen fast abgerissen worden wären … Oder: … beinahe … um ein Haar … es fehlte nicht viel, und ihm wären … gerade noch Glück gehabt, sonst wären …

Es fehlen Nuancen, der Satz ist fast richtig. Stimmt dieser Satz? Nehmen wir noch einmal die Definition des Duden: einer genannten Größe ziemlich nahekommen. Dann ist der zu 100 Prozent richtige Satz die genannte Größe.

Fast richtig, 95 Prozent. Jaja, geht!

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