Wäre ich im Dienst als freiberuflicher Mahner, Schimpfer, selbst ernannter Deutschmeister, konservativer Sprachwahrer, so hätte ich diese Speisekarte verbal aufs Rinderfilet-Hackbrett genagelt und mit Suppengrün veredelt. Aber … Typisch, denken Sie, jetzt macht er wieder einen Rückzieher, dabei hat er vor Wochen noch diese Form des binderfreien Wörter-Aneinanderklatschens arg kritisiert. Stimmt, habe ich, zuletzt ω hier. Nennt sich Binnen-Majuskel, also Großbuchstaben in des Wortes Mitte, und ist ein Unding, ein neumodisches.
Aber …
Hier sehen wir die Majuskeln (so geht der Plural des femininen Wort Majuskel, die Majuskel, die Majuskeln) als Stilmittel auf einer Speisekarte. Täter: die Betreiber des ω Soulfood, eines Restaurants in 91275 Auerbach, im Umkreis von Nürnberg. Und nein, hat mit dem goethe’schen Keller nichts zu tun, der steht in Leipzig. Auf die Stadt kommen wir noch.
Lesen Sie sich mal ein. Diese Binnen-Majuskeln ziehen sich durch die gesamte Karte.
- MuskatBlütenCrémeBrûlée
- ErdnussButterSchokoladenMousse
- OchsenBackerlGulasch
Und alles richtig geschrieben, bravo!
Herrlich, nicht wahr? Solche bewussten Grenzüberschreitung mag ich. Die Créateurs de cette menu wissen, was sie tun. Abgesehen, dass sie augenscheinlich auch in der Küche wissen, was sie tun. Zwei Sterne, der Kritiker der FAZ schreibt, das Soulfood sei das beste Restaurant zwischen Nürnberg und Leipzig. Hey, die dürfen das. Die dürfen sich auch Soulfood nennen. Das ist in der Gastronomie ein ω feststehender Ausdruck.
Und sie heben sich ab von einem anderen Begriff, den ich in der Metro gefunden habe. Streetfood nennt sich das. ω Essen auf Straße. Oder: Mahlzeiten, die in fahrbaren Untersätzen, oft: LKW, zubereitet und aufs Pflaster gereicht werden. Sieht man oft im Sommer, ist bei der Jugend beliebt. Aber mal im Ernst, braucht man dafür spezielle Geschirr? Andere Teller? Und einen solchen Ausdruck?
Hey, wirf mir doch mal die zwölfteilige Garnitur von den streetfood plates over …